12.11.2013

Aktuelle Informationen zum Lausitzer Wolfsvorkommen

Wolfsvorkommen In der sächsisch-brandenburgischen Lausitz sind derzeit vierzehn Wolfsrudel bzw. –paare (Daubitz, Nochten, Niesky, Dauban, Kollm, Milkel, Seenland, Königsbrück, Hohwald, Spremberg, Welzow, Zschorno, Seese, Lieberose) und ein weiteres Gebiet mit mindestens einem sesshaften Wolf nachgewiesen (Rosenthal).

Das Kollmer Rudel in der Hohendubrau konnte Ende Juli 2013 nachgewiesen werden. Der im Rahmen einer Managementmaßnahme besenderte Wolf MT5 (»Timo«) aus dem Nochtener Rudel hat hier mit einer Partnerin eine neue Wolfsfamilie gegründet. Die Telemetriedaten der im Rahmen des Projektes Wanderwolf besenderte Wölfin FT7 »Marie« aus dem Milkeler Rudel zeigen, dass sie im Bereich zwischen Königswartha und der Königsbrücker Heide (Raum Rosenthal) ein eigenes Revier etabliert hat. Noch ist unklar, ob sie von einem Partner und/oder Welpen begleitet wird (mehr Informationen dazu hier).

Bis jetzt konnte für das Jahr 2013 im Rahmen des Wolfsmonitorings in elf Lausitzer Wolfsterritorien Reproduktion bestätigt werden: Daubitz, Niesky, Nochten, Dauban, Milkel, Kollm, Seenland, Hohwald, Königsbrück, Spremberg und Lieberose. Insgesamt konnten 43 Welpen nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um Mindestzahlen.

Ende Oktober wurden bei Obercarsdorf im Osterzgebirge sieben Schafe mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf getötet bzw. verletzt. Dies ist der erste bestätigte Beleg eines Wolfes in diesem Gebiet. Noch ist unklar ob sich dort Wölfe dauerhaft etabliert haben oder ob es sich um einen durchziehenden Wolf auf der Suche nach einem eigenen Revier handelt.

Tote Wölfe

Anfang November (07.11.13) wurde südlich von Weißwasser ein Wolfswelpe des Nochtener Rudels überfahren. Es handelt sich dabei um einen weiblichen Welpen des aktuellen Wurfs.

Während die Polizei den Unfall aufnahm näherte sich ein zweiter Wolfswelpe der Unfallstelle und zog sein totes Geschwistertier vom Straßenrand Richtung Wald. Wie die Videoaufnahme mit dem Handy des Polizeibeamten belegt, begann der zweite Wolf dann vom toten Wolf zu fressen, nachdem er die schützende Deckung erreicht hatte.. Anschließend vergrub er den Kadaver auf einem Brandschutzstreifen. Als sich Polizeibeamten dem Kadaver näherten knurrte der Wolf, zeigte aber kein aggressives Verhalten gegenüber den Beamten. Bei Ankunft der Biologen des Wildbiologischen Büro LUPUS war der Wolf nicht vor Ort, zeigte sich wenig später in der Nähe des vergrabenen Kadavers. Durch lautes Rufen ließ das Tier sich wieder verjagen.

Aus anderen Ländern mit Wolfsvorkommen gibt es wenige Erfahrungen mit dem Verhalten, dass Wölfe ihre Artgenossen vergraben bzw. anfressen. Das Verhalten des zweiten Jungwolfes ist ungewöhnlich und lässt sich schwierig interpretieren. Die vermutlich starke Bindung zu seiner Schwester kann dazu geführt haben, dass der Wolf die Anwesenheit der Menschen in Kauf genommen hat um die Schwester in »Sicherheit« zu bringen. Allerdings zeigte der Wolf den Menschen gegenüber trotzdem Vorsicht und Unbehagen und kein aggressives Verhalten, wie Filmaufnahmen vor Ort belegen.

Neben diesem Wolfswelpen gab es im Jahr 2013 noch drei weitere Totfunde von Wölfen.

Nutztierschäden

Seit Januar 2013 wurden dem Sächsischen Wolfsmanagement bislang 28 Vorfälle mit Nutztierschäden gemeldet. Davon konnte in 19 Fällen der Wolf als Verursacher festgestellt bzw. nicht ausgeschlossen werden. Bei diesen 19 Fällen wurden insgesamt 44 Nutztiere getötet und sechs weitere verletzt. In 13 der 19 Fälle waren die Nutztiere nicht oder unzureichend geschützt.

Wölfe können durch wiederholte Erfahrung an unzureichend geschützten Schafen lernen, dass diese deutlich einfacher zu erbeuten sind als Rehe, Hirsche oder Wildschweine. Mit handelsüblichen, mindestens 90 cm hohen Elektrozäune (z.B. Flexinetze oder Litzenzäune) oder Festkoppeln von mind. 120 cm Höhe und festem Bodenabschluss können Schaf- und Ziegenhalter ihre Tiere in den meisten Fällen effektiv schützen.

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