Gegendarstellung: Kälber in Niedergurig nicht von Wölfen gerissen
Gegendarstellung zum Beitrag »Kälber in der Region doch Beute von Wölfen?« im Niederschlesischer Kurier vom 24.07.10: Tote Kälber in Niedergurig nicht von Wölfen gerissen
Der Beitrag »Kälber in der Region doch Beute von Wölfen?« im Niederschlesischer Kurier vom 24.07.10 ist nicht objektiv und fehlerhaft. Durch die Art und Weise der Berichterstattung wird beim Leser der Eindruck erweckt, dass es glaubhafte Belege dafür gebe, dass die am 27.05.10 und 01.07.10 in Niedergurig tot aufgefundenen Kälber von Wölfen gerissen seien, während das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz in Rietschen dies vertuschen will. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die Mitteilung des Kontaktbüros, dass die Kälber nicht von Wölfen gerissen wurden, beruht auf unabhängigen, amtlichen Gutachten. Das Kontaktbüro kann entgegen der Darstellung im Beitrag des Niederschlesischen Kuriers, weder Gutachter beauftragen noch selbst Gutachten erstellen, es ist ausschließlich für die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf zuständig.
Die Vorgehensweise bei der Begutachtung von Nutztierschäden ist im »Managementplan für den Wolf in Sachsen« geregelt. Dieser Plan ist vom Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft in Abstimmung mit allen betroffenen Interessensgruppen, auch dem Sächsischen Landesbauernverband, erstellt worden. Demnach darf diese Untersuchung nur von ausgebildeten Gutachtern der Landratsämter, des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem Wildbiologischen Büro LUPUS durchgeführt werden. Im Fall Niedergurig war in Abstimmung mit dem Wolfsbeauftragten des Landratsamtes Bautzen, ein Gutachter des Biosphärenreservates vor Ort, um die toten Kälber zu untersuchen.
Die Kälber wurden demnach nicht von einem Wolf gerissen, sondern sind an einer anderen Ursache gestorben und nach dem Tod von Aasfressern wie z.B. Fuchs oder Marderhund angefressen worden.
Der Gutachter hat der Tierhalterin zur Untersuchung der genauen Todesursache eine Obduktion in der Landesuntersuchungsanstalt in Dresden empfohlen. Beim zweiten Kalb folgte die Tierhalterin der Empfehlung. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass das Kalb an einer Bauchfell- und Labmagenentzündung litt. Es wurde außerdem festgestellt, dass die vorhandenen Fraßspuren erst nach dem Tod des Kalbes entstanden sind.
Es kommt immer wieder vor, dass Tierhalter amtliche Gutachten anzweifeln, wenn diese zu einem Ergebnis kommen, dass nicht ihrer Erwartung entspricht. Letztendlich entscheidet die Frage, ob ein Wolf als Verursacher festgestellt wird oder nicht, auch über die Zahlung eines finanziellen Schadensausgleiches. Die Tierhalterin in Niedergurig glaubte dem Begutachter nicht. Dieses Misstrauen wird in dem Beitrag unreflektiert an die Leserschaft weitergegeben. Das Kontaktbüro wird durch unkommentierte Zitate wie »Hier wird alles getan um eine Diskussion um Wölfe die Rinder reißen zu unterbinden« (Herr Uhlemann, Sächs. Landesbauernverband) verunglimpft. Sogar der Befund der veterinärmedizinischen Spezialisten der Landesuntersuchungsanstalt Dresden wird im Beitrag angezweifelt. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass Kälber an verschiedenen Ursachen unter anderem auch an Labmagenentzündung verenden. Im Jahr 2009 erfasste die Sächsische Tierseuchenkasse 15.323 verendete Kälber.
Die journalistische Sorgfaltspflicht hätte es erfordert, dass sich die Autorin des Beitrages über die Regelungen bei Rissbegutachtungen informiert und die Fakten objektiv und ausgewogen darstellt, anstatt lediglich auf der Vermutung der betroffenen Tierhalterin basierend, Unterstellungen zu verbreiten und der themenbedingt sowieso schon schwierigen Informations- und Akzeptanzarbeit grundlos zu schaden.
Fazit:
Dass Wölfe auch vereinzelt Kälber reißen, ist aus anderen europäischen Ländern mit Wolfsvorkommen bekannt. Dies geschieht aber meist nur, wenn sich das Kalb aus der Koppel entfernen kann und somit nicht mehr durch die Mutterkuhherde geschützt wird. Während bei gemeldeten toten Schafen und Ziegen in der Vergangenheit auch Wölfe als Verursacher festgestellt wurden, gibt es bei Kälbern in Sachsen bislang nachweislich noch keinen derartigen Fall.