Landesprogramm Besenderung
Im Zuge der Neuausrichtung des Sächsischen Wolfsmanagements ist 2019 im Auftrag des Freistaats Sachsen ein mehrjähriges Landesprogramm zur Besenderung von Wölfen aufgelegt worden. Im Rahmen dieses Programmes werden in verschiedenen Rudeln Wölfe mit Halsbandsendern ausstattet, um fundierte Daten über die Raumnutzung von Wölfen in der sächsischen Kulturlandschaft zu erhalten.
Die so gewonnenen Daten sind eine wertvolle Ergänzung zum herkömmlichen Wolfsmonitoring. Besonders in einer Region wie der sächsischen Oberlausitz, in dem der Wolfsbestand in den letzten Jahren nicht nur gewachsen ist, sondern sich auch weiter verdichtet hat. Außerdem zeigen die Bewegungsdaten sehr anschaulich, wie Wölfe in der sächsischen Kulturlandschaft leben.
Das Wolfsmonitoring wird im Auftrag des LfULG vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und dem LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland durchgeführt. Das LUPUS Institut ist darüber hinaus mit der Durchführung des Besenderungsprojekts beauftragt.
Ende 2021 wurde der erste Projektteil des Landesbesenderungsprogramms abgeschlossen. Doch das Projekt geht weiter. Mittlerweile wurde auch die zweite Phase (2022-2024) beendet.
Die Zwischenergebnisse zum 1. Projektteil des Besenderungsprogramms finden Sie im folgenden Endbericht:
Die Ergebnisse aus dem 2. Projektteil werden in Kürze ebenfalls veröffentlicht. Das Projekt läuft weiter.
Nachfolgend finden Sie Informationen zu den Wölfen, welche aktuell noch Senderdaten liefern, sowie Informationen zu den einzelnen Tieren, welche seit 2019 in Sachsen mit einem Halsbandsender ausgestattet wurden, aber mittlerweile keine Daten mehr senden.
Erklärung zu den technischen Kürzeln der Wölfe:
Die mit einem Halsbandsender versehenden Wölfe bekommen eine fortlaufende Nummer, die bei den Weibchen mit FT (f = female, t = telemetry; auf Deutsch: weiblich und Telemetrie) und bei den Männchen mit MT (m = male, t = telemetry; auf Deutsch: männlich und Telemetrie) beginnt.
MT11 (»Fred«) wurde am 11. April 2024 auf dem Westteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz gefangen und mit einem Halsbandsender versehen. Bei ihm handelt es sich um einen 2023 geborenen Sohn von FT18 (»Sofi«) und damit um einen Enkel der Fähe des Rudels Knappenrode II. Seine Mutter FT18 ist nach wie vor als zweite Fähe in ihrem Elternterritorium unterwegs.
MT11 hielt sich zunächst überwiegend in diesem Territorium auf bevor er im Juli 2024 begann vermehrt Exkursionen zu unternehmen. Diese führten ihn hauptsächlich in die nördlich angrenzenden Territorien Neustadt/Spremberg und Mulkwitz. Auf seinem letzten Ausflug am 15. Juli 2024 wurde er auf der Spreestraße zwischen Neustadt/Spree und Boxberg überfahren.
In den drei Monaten seiner Senderlaufzeit (04 - 07 /2024) nutzte FT11 (»Fred«) ein Gebiet von 79 km2 MCP95* bzw. 238 km2 MCP100*, wobei darin auch die Fläche des Speicherbeckens Lohsa II enthalten ist.
Am 27. März 2024 ging MT10 (»Janos«) auf dem mittleren Teil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz, südlich von Weißkeißel in die Falle. Es konnte noch nicht abschließend geklärt werden, ob es sich um einen zwei- oder dreijährigen Wolf handelt. Genetisch kommen zwei Fähen als Mutter in Frage, beides sind Töchter der aktuellen Fähe des Rudels Nochten, deren Enkel er also ist.
Mittels der Besenderung von MT10 konnte nachverfolgt werden, dass es im Raum Weißkeißel in der Ranzzeit 2024 zu einem Territoriumswechsel kam. Während das Rudel Sagar im Kalenderjahr 2023 noch nachgewiesen werden konnte, übernahm MT10 deren Schwerpunktsbereich im Winter 2024 zusammen mit seiner Partnerin, einer Tochter des Rudels Halbendorf. Diese neu entstandene Verpaarung trägt die Bezeichnung „Weißkeißel“. Schon im Mai und Juni deutete das sternförmige Lokationsmuster von MT10 darauf hin, dass das Wolfspaar Welpen bekommen hatte. Inzwischen konnten im Rudel Weißkeißel vier Welpen nachgewiesen werden.
Ab und zu unternimmt MT10 weitere Ausflüge nach Süden oder Westen. Das Gebiet, welches er überwiegend nutzt ist nur 38 km2 (MCP95*) groß. Inklusive der Ausflüge hat sich MT10 (»Janos«) zwischen Ende März und Ende September 2024 auf einer Fläche von 88 km2 MCP95* bzw. 331 km2 MCP100* bewegt.
Unweit der Stelle, wo seine Tochter FT22 gefangen wurde, wurde am Abend des 23. März 2024 der Rüde des Rudels Daubitz II besendert. MT9 (»Leon«) ist ein großer starker Rüde mit sehr schlechten Zähnen. Aufgrund des Zahnzustandes wurde zunächst vermutet, dass es sich um einen relativ alten Wolf handeln würde. Die Genetik zeigte, dass MT9 maximal sieben Jahre alt ist, er wurde in den Jahren 2017, 2018 oder 2019 im Rudel Neiße geboren.
Ab 2020/2021 war er der Rüde des Rudels Noeser Heide, welches im Südosten an das Rudel Daubitz II, angrenzt. Statt von einem Territorium in das andere zu wechseln, verpaarte sich »Leon« 2023 sowohl mit FT14 (»Rona«), der neuen Fähe des Rudels Noeser Heide, als auch mit FT21 (»Tilda«). Da MT9 der Vater beider Würfe ist und beide Fähen mit ihren insgesamt mindestens 11 Welpen über Fotofallen des Bundesforstbetriebes Oberlausitz auf dem Truppenübungsplatz nachgewiesen wurden, werden die beiden Verpaarungen für das Monitoringjahr 2023/2024 als ein Territorium (Daubitz II) geführt.
In der Ranzzeit 2024 hatte FT14 (»Rona«) einen neuen Rüden an ihrer Seite. Die Lokationsdaten von MT9 zeigen, dass er sich seit seiner Besenderung ausschließlich um den Wurf Welpen mit FT21 (»Tilda«) kümmert. Die Lokationsdaten der drei besenderten Wölfe des Rudels Daubitz II zeigen, dass sie die Teichgebiete südlich des Truppenübungsplatzes intensiv nutzen, das Waldgebiet der Noeser Heide jedoch kaum. Hier wird derzeit über das herkömmliche Monitoring versucht, den Status abzuklären.
Die Besenderung von zwei Elterntieren und einem Jährling innerhalb eines Rudels zeitgleich ist bislang einzigartig. Schon jetzt zeigen die Daten, dass die Tiere, anders als man es vielleicht vermuten würde, nicht ständig zusammen unterwegs sind. Es kommt vor, dass die Wölfe an Tagen an ganz unterschiedlichen Enden des Territoriums unterwegs sind.
Der Rüde hat ein wesentlich größeres Streifgebiet als seine Fähe und seine Tochter: 142 km2 MCP95* bzw. 233 km2 MCP100* (März – September 2024). Auch macht er immer wieder kürzere Ausflüge in benachbarte Gebiete.
Am frühen Morgen des 23. März 2024 wurde FT22 (»Yuma«) am südlichen Ende des Truppenübungsplatzes Oberlausitz gefangen. FT22 ist eine 2023 geborene Tochter von FT21 (»Tilda«) und MT9 (»Leon«).
Die Besenderung von zwei Elterntieren und einem Jährling innerhalb eines Rudels zeitgleich ist bislang einzigartig. Schon jetzt zeigen die Daten, dass die Tiere, anders als man es vielleicht vermuten würde, nicht ständig zusammen unterwegs sind. Es kommt vor, dass die Wölfe an Tagen an ganz unterschiedlichen Enden des Territoriums unterwegs sind.
Während das Streifgebiet von Mutter und Tochter sich fast vollständig überschneidet, nutzt die Tochter die Randbereiche des Territoriums seltener. Das seit ihrer Besenderung bis 30.09.2024 genutzte Gebiet beträgt 82 km2 MCP95* bzw. 120 km2 MCP100*.
FT21 (»Tilda«) wurde am 17. März 2024 auf dem Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz ganz im Norden gefangen. Da dieser Bereich bis Herbst 2023 zum Kerngebiet des Rudels Sagar gehörte, welches seitdem nicht mehr nachgewiesen werden konnte, war zunächst unklar um wen es sich bei der Fähe handelte. Schnell wurde aber deutlich, dass sie die Fähe des Rudels Daubitz II ist.
Sie wurde 2020 in diesem Territorium geboren und übernahm das Territorium im Monitoringjahr 2022/2023. Zusammen mit MT9 (»Leon«) zog sie 2023 mindestens fünf Welpen auf, eines davon ist FT22 (»Yuma«).
Die Besenderung von zwei Elterntieren und einem Jährling innerhalb eines Rudels zeitgleich ist bislang einzigartig. Schon jetzt zeigen die Daten, dass die Tiere, anders als man es vielleicht vermuten würde, nicht ständig zusammen unterwegs sind. Es kommt vor, dass die Wölfe an Tagen an ganz unterschiedlichen Enden des Territoriums unterwegs sind.
Mitte Mai 2024 brachte FT21 Welpen zur Welt. In den folgenden Wochen verlagerte sie den Welpenstandort oftmals nach nur wenigen Tagen wieder.
Das Territorium des Rudels umfasst den gesamten Ostteil vom Truppenübungsplatz Oberlausitz sowie das südlich angrenzende Teichgebiet Niederspree. FT21 (»Tilda«) nutzte im Zeitraum bis 30. September 2024 ein 87 km2 MCP95* bzw. 145 km2 MCP100* großes Gebiet. Im September begannen FT21 und MT9 weiter nach Süden in die Noeser Heide vorzustoßen. Die Teichgebiete nutzen sie intensiv, das Waldgebiet der Noeser Heide jedoch kaum. Da die dortige Fähe FT14 (»Rona«) ihren Rüden im August 2024 bei einem Verkehrsunfall verlor, ist derzeit unklar, ob sie ihr Territorium halten kann.
Am Morgen des 09. Aprils 2023 wurde FT20 (»Mira«) auf dem mittleren Teil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz westlich der B115 gefangen.
Nach der Betäubung fiel direkt eine starke Verletzung am linken Ellenbogen auf, sodass ein Tierarzt kontaktiert und der Wolf zur Untersuchung in die Praxis gebracht wurde. Bei der Untersuchung wurden zwei voneinander unabhängige Verletzungsgeschehen im Ellenbogen diagnostiziert. Zum einen eine mehrere Monate alte ausgeprägte Knochenveränderung im Gelenk. Zum anderen eine akute, vermutlich von Bissen stammenden Löcher, starke Entzündung im Ellenbogenbereich. Nachdem die akute Verletzung tierärztlich behandelt worden war, wurde der Halsbandsender angebracht und das Tier in der Nähe des Fangortes freigelassen. Bei der Freilassung galoppierte sie auf drei Beinen davon. Dies sah sehr routiniert aus.
Bei FT20 handelt sich um eine 2022 geborene Tochter des Rudels Hammerstadt. Wenige Tage nach der Freilassung wurde belegt, dass sie die junge Wölfin wieder Anschluss an ihr Rudel hatte. Fotofallenaufnahmen aus dem Herbst 2024 zeigten, dass sie weiterhin in ihr Elternrudel integriert ist.
Das linke Vorderbein wird von ihr nicht genutzt, trotzdem bewegt sie sich gut, wie die Lokationsdaten zeigen. Ihre monatlich zurückgelegten Strecken sind jedoch ungefähr ein Drittel bis die Hälfte geringer als bei anderen besenderten Wölfen.
Durch die Besenderung der jungen Fähe konnte zeitnah nachvollzogen werden, dass das Rudel Hammerstadt sein Territorium im Frühjahr 2023 nach Südosten verlagerte. Der Aktivitätsschwerpunkt des Rudels verschob sich in einen Bereich des ehemaligen Territoriums Trebus sowie ein Gebiet des Rudels Daubitz-Kreba, welches sein Territorium ebenfalls verschob.
FT20 hielt sich während ihrer Besenderung hauptsächlich östlich der B115 auf. Wenn sie die B115 überquerte, dann nutzte sie dafür meist Siedlungsgebiete im Raum Rietschen oder offene Zauntore. Denn die B115 ist komplett mit dem ASP-Zaun zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) eingezäunt. Aufgrund ihrer Verletzung kann sie diesen nicht überspringen. Auch das Siedlungsgebiet von Trebus querte die Fähe nachts häufig. Das langestreckte Straßendorf bietet Wildtieren zahlreiche Querungsmöglichkeiten.
Seit dem 04. März 2024 hat der Sender von FT20 einen Defekt, weshalb keine Daten mehr gesendet werden. Mittels Sichtungen und Aufnahmen von Wildkameras ist sicher, dass die Fähe sich weiterhin im Rudel aufhält.
In den knapp 11 Monaten, die der Sender Daten lieferte, belief FT20 (»Mira«) ein Gebiet von 98 km2 MCP95* bzw. 162 km2 MCP100*. Die genutzte Fläche ohne Exkursionen war 98 km2 MCP95* bzw. 128 km2 MCP100* groß.
FT19 (»Edda«) wurde am 12. April 2022 auf dem Westteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz gefangen. Sie ist eine 2020 geborene Fähe aus dem Rudel Neustadt/Spremberg. Anfänglich ließ ihr Bewegungsmuster vermuten, dass sie nicht mehr im Rudel integriert war, da sie sich vor allem am Rand des Territoriums aufhielt. Seit dem Sommer 2022 nutzt die Fähe ihr Elternterritorium aber wieder ohne Einschränkungen. Regelmäßig ist sie zusammen mit einem Rüden sowie ihrer Mutter unterwegs. Ab Herbst 2022 markierte sie auch in deren Beisein. Seit März 2023 ist ihre Mutter verschwunden. FT19 und ihr Rüde übernahmen das Territorium Neustadt/Spremberg.
Die Fähe brachte im Mai 2023 ihre ersten Welpen zur Welt wie die Lokationsdaten eindeutig zeigten. Anfang Juni 2023 verlor sie diese aus unbekannten Gründen. Dies zeigte sowohl die veränderte Raumnutzung sowie der Fakt, dass auf Fotos kein Gesäuge mehr zu erkennen war.
Anfang Dezember 2023 fiel der Sender von FT19 aus. Anfang 2024 hat sie ihr Halsband auch verloren.
Im ersten Jahr ihrer Besenderung (12.04.2022 – 30.04.2023) bewegte FT19 (»Edda«) sich, inklusive der anfänglichen Ausflüge, in einem Gebiet von 234 km² MCP100 bzw. 119 km² MCP95. Im November 2022 wurde ein ASP-Zaun entlang der S130 zwischen Burgneudorf und Neustadt/Spreetal gebaut, wodurch die Wölfe Teile ihres Territoriums nicht mehr nutzen konnten. Zuvor war das Territorium bereits durch den Bau des ASP-Zaunes entlang der Bundeslandgrenze im Norden deutlich kleiner geworden. Zwar fand die Wölfin im Laufe der Zeit Querungsmöglichkeiten, z. B. im Bereich der Bahngleise oder des Solarparks Spremberg. Trotzdem handelt es sich um das kleinste bisher in Deutschland mittels Telemetrie erfasste Wolfsterritorium. In den 12 Monaten ab Bau des ASP-Zaunes entlang der S130 bis zum Senderausfall im Dezember 2023 bewegte sich die Fähe nur noch auf einer Fläche von 38 km2 MCP95* bzw. 70 km2 MCP100*.
Am 07. April 2022 wurde FT18 (»Sofi«) auf dem Westteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz gefangen und besendert. Sie ist eine 2019 geborene Tochter des Rudels Knappenrode II und blieb bis mindestens dem Ende ihrer Senderlaufzeit im Elternterritorium.
Die Raumnutzung von FT18 war gleich von Anfang an die einer territorialen Wölfin, das für Fähen mit jungen Welpen typisch ist. Sowohl 2022 als auch 2023 bekam sie neben ihrer Mutter eigene Welpen, sodass es im Rudel jeweils eine Doppelreproduktion gab. Mitte/Ende August 2022 änderte sich die Raumnutzung der jungen Fähe. Ihre Lokationen zeigten keine deutlichen Hinweise mehr auf einen Welpenstandort. Bis jetzt ist unklar, ob ihre 2022er Welpen überlebt und mit den Welpen ihrer Mutter zusammen aufgezogen wurden oder ob sie starben. Alle genetisch beprobten Welpen konnten ausschließlich ihrer Mutter zugeordnet werden.
Im Frühjahr 2023 wurde FT18 offensichtlich aus ihrem Elternterritorium gedrängt, denn sie brachte ihre Welpen nahe der Kreuzung der beiden Bundesstraßen B96 und B97 bei Hoyerswerda zur Welt. Dort half ihr auch ein unbekannter Rüde, der vermutlich der Vater der Welpen war, bei der Aufzucht. Mitte Juni 2023 zog die Fähe mit ihren Welpen 8 km Luftlinie nach Osten in das Kerngebiet ihres Elternterritoriums in die Nähe des Welpenstandortes ihrer Mutter. Die Fähe war wieder in das Rudel integriert worden und beide Weibchen zogen ab sofort ihre Welpen zusammen auf. Ab dem Herbst 2023 war auch der Vater von FT18s Welpen, der Rüde GW2606m, wiederholt auf Fotofallen im Territorium Knappenrode II. Im Monitoringjahr 2023/2024 waren also zwei reproduzierende Paare gleichzeitig im Rudel anwesend.
Am 05. April 2024 verlor die Fähe ihr Senderhalsband planmäßig. Die Raumnutzung von FT18 (»Sofi«) entspricht der einer territorialen Fähe. Mittels ihrer Lokationsdaten konnte festgestellt werden, dass das Rudel Knappenrode II den ganz westlichsten Teil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz in sein Territorium integrierte. Dies geschah nachdem das Rudel Neustadt/Spremberg, zu dessen Kerngebiet der Bereich zuvor gehörte, nach dem Bau des ASP-Zaunes entlang der S130 zwischen Neustadt und Burgneudorf aus dem Gebiet ausgeschlossen wurde. Auch das Gebiet des ehemaligen Territoriums Milkel wird inzwischen vom Rudel Knappenrode II genutzt.
Trotzdem machte FT18 (»Sofi«) immer wieder Ausflüge in benachbarte Territorien. Offensichtlich um auszuloten, ob es doch die Möglichkeit für ein eigenes Territorium gibt.
Im ersten Jahr ihrer Besenderung nutzte sie ein Gebiet von 260 km² MCP10*0 bzw. 149 km² MCP95*. Im zweiten betraf es eine Fläche von 318 km2 MCP100* bzw. 194 km2 MCP95*. Allerdings sind darin einige Flächen enthalten, die nicht von ihr genutzt werden, sowie die Wasserfläche des Speicherbecken Lohsa II.
FT18 ist weiterhin in ihrem Elternterritorium unterwegs. Ihre letzten Lokationsdaten, sowie die Lokationsdaten ihres Sohnes MT11 (»Fred«) deuten darauf hin, dass sie ihren räumlichen Schwerpunkt etwas von dem Kerngebiet ihrer Eltern weg verlagert haben könnte.
FT17 (»Luna«) wurde am 30. März 2022 zusammen mit ihrer Tochter FT16 (»Feli«) gefangen und besendert. Sie ist die aktuelle Fähe des Rudels Nochten und wurde 2016 in diesem Rudel geboren. Ihre Mutter (FT2 »Lisa«) und ihr Vater HW38m waren Vollgeschwister. In den Jahren 2018 und 2019 hatte FT17 bereits als zweite Fähe neben ihrer Mutter reproduziert. Im Frühjahr 2020 übernahm Ft17 das Rudel. FT15 (»Lea«) und FT16 (»Feli«) sind zwei ihrer 2020 geborenen Nachkommen.
Als territoriale Fähe zeigen ihre Lokationsdaten das Territorium des Rudels Nochten. Dies umfasst einen Großteil der Flächen des Truppenübungsplatzes Oberlausitz westlich der B115 bis zu Teilen des Tagebaus Nochten westlich der B156 sowie den Tagebau Reichwalde. FT17 unternahm auch immer wieder weitere Ausflüge. Im Herbst 2023 führten diese vermehrt in die Flächen zwischen Weißwasser und Bad Muskau. Im Winter 2023/2024 auch zunehmend in die Flächen des ehemaligen Rudels Sagar nördlich der Truppenübungsplatzes. Im Frühjahr dann vermehrt nach Süden. In der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 2024 legte sie beispielsweise auf einer Exkursion zur Talsperre Quitzdorf und zurück eine Strecke von mindestens 44 km zurück. Während sie auf diesen Ausflügen anfangs häufig von ihrer Tochter FT16 begleitet wurde, änderte sich dies im Laufe der Zeit (s. Informationen zu FT16)
Die Bindung zwischen FT17 und FT16 war sehr eng. So zogen beide Fähen ihre Welpen 2023 zusammen auf. Genetikproben von Schlafstätten von Dezember 2023 zeigen, dass FT16 ihre Welpen auch gerne mal in der Obhut der Großeltern ließ während sie Ausflüge unternahm.
Bei ihrer Tochter FT15 (»Lea«), die im Jahr 2021 besendert worden war, sah dies anders aus. Zwar überlappten sich die von beiden Fähen genutzte Gebiete vollständig, trotzdem trafen sie sich selten und hatten unterschiedliche Schwerpunkte in der Nutzung. Im Sommer 2022 reproduzierte ihre Tochter zusammen mit ihrem Rüden als zweites Paar im südlichen Bereich des Territoriums Nochten. Seit 2023 wird das von FT15 zusammen mit ihrem Partner genutzte Gebiet als ein eigenes Territorium mit Kennzeichnung „Reichwalde“ gezählt.
Am 27. März 2024 löste sich das Senderhalsband planmäßig ab. FT17 (»Luna«) nutzte im ersten Jahr ihrer Besenderung ein Gebiet von 340 km² MCP100* bzw. 134 km² MCP95*. Im zweiten Jahr umfasste das Gebiet inklusive ihrer Ausflüge eine Fläche von 387 km2 MCP100* bzw. 167 km2 MCP95*.
FT16 (»Feli«) wurde am 30. März 2022 zusammen mit ihrer Mutter FT17 (»Luna«) im Nordteil des Territoriums Nochten besendert. FT16 ist eine 2020 geborene Tochter von FT17 und eine gleichaltrige Schwester von FT15 (»Lea«).
Die junge Fähe hatte von Anfang an eine enge Bindung zu ihrer Mutter FT17 und wurde im Sommer und Herbst 2022 häufig mit ihr zusammen lokalisiert. Offensichtlich half die zu dem Zeitpunkt zweijährige Fähe bei der Aufzucht der jüngeren Geschwister.
Ab Herbst 2022 unternahm die junge Fähe zunehmend Ausflüge. Ein Großteil davon führte sie nach (Süd)Westen in die Flächen der Territorien Ralbitz, Johnsdorf, Rauden, Milkel und Knappenrode II. Teilweise pendelte sie mehrfach pro Woche zwischen dem Bereich um Königswartha und ihrem Elternterritorium hin und her. Trotzdem hatte FT16 offensichtlich keine Abwanderungstendenzen, denn die enge Bindung an ihr Elternterritorium, besonders an ihre Mutter, war weiterhin da. Die beiden Fähen unternahmen auch großräumige Ausflüge zusammen, etwa im Januar 2023 nach Polen, wozu sie eine Fußgängerbrücke im Park von Bad Muskau nutzten, oder an den Bärwalder See im November 2023.
Am 15. Mai 2023 brachte FT16 Welpen in ihrem Elternterritorium zur Welt. Einen Monat später verlagerte sie diese zum Welpenstandort ihrer Mutter. Ab dem Zeitpunkt kümmerten sich beide Fähen gemeinsam um die Welpen. Über die Genetik stellte sich heraus, dass es sich beim Vater von FT16s Welpen um GW744m, den ehemaligen Rüden von Knappenrode II, handelte. Er ist seit dem Monitoringjahr 2021/2022 als sogenannter »Floater«*, d.h. nicht territorialer Wolf, zwischen den Territorien unterwegs, wurde zuletzt im November 2022 genetisch nachgewiesen.
Kurz nachdem FT16 ihre Welpen zu ihrer Mutter gebracht hatte, nahm sie ihre Ausflüge nach (Süd)Westen wieder auf. Im Winter 2023/2024 wurden diese Ausflüge seltener. Ab Februar 2024 hielt sie sich überwiegend im Elternterritorium auf, aber verlagerte ihren räumlichen Schwerpunkt langsam weg von dem ihrer Mutter.
Am 27. März 2024 verlor FT16 ihr Senderhalsband planmäßig. Im ersten Jahr ihrer Besenderung nutzte FT16 (»Feli«) inklusive ihrer Ausflüge ein Gebiet von 1289 km² MCP100* bzw. 829 km² MCP95*. In zweiten Jahr betraf dies eine Fläche von 926 km² MCP100* bzw. 695 km² MCP95*.
Im Herbst 2024 konnte FT16 noch in ihrem Elternterritorium nachgewiesen werden.
FT15 (»Lea«) ging am 24. März 2021 als Welpenfähe auf dem Gebiet des Rudels Nochten in eine Falle. Sie wurde 2020 im Rudel Nochten geboren und ist eine gleichaltrige Schwester von FT16 (»Feli«). Im Jahr 2021 hielt FT15 noch engen Kontakt zu Ihrem Elternrudel. Bis auf wenige Ausflüge hielt FT15 sich in ihrem Elternterritorium auf. Offenbar beteiligte sie sich aktiv an der Aufzucht ihrer jüngeren Geschwister. Im Frühjahr 2022 änderte sich ihre Raumnutzung. Seither hielt sich die zu dem Zeitpunkt zweijährige Wölfin überwiegend im südlichen Teil des Territoriums Nochten auf. Anfang Mai deutete ihr erneut verändertes Raumverhalten darauf hin, dass sie eigenen Nachwuchs zur Welt brachte. Das räumliche Verhalten im Frühjahr und Sommer entsprach dem einer Fähe, die Welpen aufzieht. Später wurden über genetische Proben zwei Welpen nachgewiesen. Der Vater der Welpen ist ein Wolf aus dem Rudel Mulkwitz.
Im Laufe des Jahres 2022 war FT15 immer seltener im Norden des Elternterritoriums unterwegs, während ihre Mutter FT17 auch den südlichen Teil des Territoriums weiter nutzte, wenn auch nicht mehr intensiv. FT15 hielt nur noch losen Kontakt zum Geburtsrudel und wurde nur vereinzelt mit ihrer Mutter zusammen lokalisiert. Die beiden Schwestern FT15 und FT16 halten deutlich Abstand zu einander.
Am 23. März 2023 löste sich der Halsbandsender von FT15 planmäßig. Im ersten Jahr ihrer Besenderung nutzte FT15 (»Lea«) insgesamt eine Fläche von 190 km² MCP100* bzw. 95 km² MCP95*. Im zweiten Jahr betraf dies ein Gebiet von 163 km2 MCP100* bzw. 58 km2 MCP95*. Insbesondere das kleinere
MCP95 macht die veränderte Raumnutzung von FT15 deutlich. Bis zum Schluss ihrer Senderlaufzeit überlappten die von FT15 und ihrer Mutter FT17 genutzten Gebiete komplett. Trotzdem hatten sie unterschiedliche räumliche Schwerpunkte. Ohne die zeitgleiche Telemetrie beider Fähen wäre es kaum möglich gewesen nachzuweisen, dass es im Monitoringjahr 2022/2023 im Rudel Nochten zwei reproduzierende Paare gab: FT15 mit ihrem Rüden mit Schwerpunkt im südlichen Bereich und ihre Eltern mit Kerngebiet im nördlichen Teil des Territoriums.
Seit 2023 wird das von FT15 zusammen mit ihrem Partner genutzte Gebiet als ein eigenes Territorium mit Kennzeichnung „Reichwalde“ gezählt.
Die Wölfin FT14 (»Rona«) wurde etwa zwei Wochen nach FT13 (»Cora«) am 15. März 2021 gefangen und besendert. Sie ist eine 2019 geborene Tochter des Rudel Daubitz II und damit eine ältere Halbschwester von FT13 (»Cora«).
Seit November 2020 ist der Ostteil des Truppenübungsplatzes mit einem ASP-Zaun (zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest) komplett umzäunt. FT14 überquerte diesen Zaun in den ersten 10 Monaten ihrer Besenderung nicht, obwohl sie häufig an verschiedenen Bereichen des ASP-Zauns lokalisiert wurde.
Dadurch entstand der Eindruck, dass sie immer wieder nach einer Stelle suchte den Zaun zu überwinden um abwandern zu können. Ihre Lokationsdaten im Sommer und Herbst 2021 zeigten, dass die damals zweijährige Fähe die Kerngebiete ihres Elternrudels inklusive der Welpenaufzuchtsstätten mied.
Das erste Mal wurde FT14 im Februar 2022 außerhalb des Zaunes lokalisiert, nachdem diese durch einen Sturm beschädigt worden war. Danach überwand sie den ASP-Zaun regelmäßig, vor allem im Süden des Truppenübungsplatzes, dort wo Wölfe den Zaun an mehreren Stellen untergraben haben. Später nutzte sie auch die dort erbauten Querungshilfen für Wölfe. Bei ihren Ausflügen außerhalb des Truppenübungsplatzes wurde sie immer wieder durch weitere ASP-Zäune gestoppt und fand zunächst keine Wege diese zu überqueren Ab dem Spätsommer 2022 hielt sich FT14 nur noch selten in ihrem Elternterritorium auf. Zunächst unternahm sie mehrere kurze Ausflüge nach Polen indem sie den an der Grenze zu Polen stehenden elektrifizierten ASP-Zaun überwand. Dieser ist stellenweise jedoch nur 50 cm hoch oder hat einen Bodenabstand von mehr als 30 cm, sodass ein Durchschlüpfen bzw. Untergraben möglich ist. Offensichtlich lernte sie mit der Zeit die Schwachstellen und Lücken in den Zäunen kennen, z. B. in Siedlungsbereichen oder an einmündenden Straßen.
Von Oktober 2022 bis Januar 2023 hielt sie sich im Raum des Teichgebietes Niederspree und der Noeser Heide auf. Von ihrer Tante, der Fähe des Rudels Noeser Heide, wurde sie dort offensichtlich als Babysitterin akzeptiert, denn sie wurde auf Fotofallenaufnahmen mehrmals mit Welpen nachgewiesen, welche nicht ihre eigenen waren. Ende Januar 2023 änderte sich ihr Verhalten wieder. Sie nutzte wieder vermehrt den Truppenübungsplatz und machte öfter Ausflüge nach Polen. Ab Anfang März nutzte sie sowohl den Truppenübungsplatz als auch die Noeser Heide. Offensichtlich wurde sie in der Ranzzeit nicht im Kerngebiet des Rudels Noeser Heide geduldet.
Am 14. März 2023 löste sich planmäßig ihr Senderhalsband. Im ersten Jahr ihrer Besenderung nutzte FT14 (»Rona«) ein Gebiet von 186 km2 MCP100* bzw. 113 km2 MCP95*. In dieser Zeit war sie hauptsächlich auf dem eingezäunten Ostteil des Truppenübungsplatzes unterwegs und lernte erst allmählich die Querungshilfen zu nutzen. Im zweiten Jahr der Besenderung war das genutzte Gebiet deutlich größer mit 614 km² MCP100* bzw. 324 km² MCP95*. Dies entspricht dem Raumverhalten eines sogenannten »Floaters«*, also einem erwachsenen Wolf, der sich zwischen Territorien bewegt ohne ein eigenes Territorium zu besitzen.
Über das herkömmliche Monitoring wurde inzwischen deutlich, dass sich FT14 in der Ranzzeit 2023 mit dem Rüden der Noeser Heide (MT9) gepaart und im Frühjahr 2023 die Rolle der Fähe im Territorium übernommen hat. Zusammen mit MT9 zog sie 2023 mindestens sechs Welpen auf. Allerdings hatte MT9 sich zeitgleich auch mit FT21, der neuen Fähe des Rudels Daubitz II gepaart. Die beiden Verpaarungen werden im Monitoringjahr 2023/24 zusammen unter dem Namen Daubitz II geführt (s. mehr dazu unter MT9 und FT21).
In der Ranzzeit hatte FT14 einen neuen Rüden an ihrer Seite. Ob sie 2024 reproduziert hat, ist jedoch noch unklar. Ebenso unklar ist, ob sie das Territorium Noeser Heide weiter halten kann/konnte, weil ihr Rüde im August 2024 bei einem Verkehrsunfall getötet wurde.
Am 09. April 2020 wurde der Wolfsrüde MT8 (»Peter«) besendert. Bereits seine ersten Senderdaten wiesen darauf hin, dass er der Rüde des Rudels Mulkwitz ist. Die genetische Untersuchung hat dies bestätigt. Das Rudel wurde erst im Sommer 2019 nach dem Fund eines toten Welpen bestätigt. Weitere genetische Proben ließen nachvollziehen, dass sich MT8 und seine Partnerin bereits im Monitoringjahr 2017/2018 als Paar etabliert hatten.
Im gesamten Besenderungszeitraum zeigte MT8 (»Peter«) die typische Raumnutzung eines territorialen Wolfs. Er bewegte sich überwiegend innerhalb des eigenen Territoriums. Gleichzeitig wurden die Grenzen zu den benachbarten Territorien immer wieder kontrolliert und abgeklärt, ob das eigene Territorium ausgedehnt werden konnte. Dazu gehörten auch gelegentliche Ausflüge in die Nachbarreviere. Wahrscheinlich ist FT11 (»Lotta«) bei solchen Revierstreitigkeiten getötet worden.
Im zweiten Jahr der Besenderung nutzte MT8 (»Peter«) größere Teile seines Territoriums intensiver und vergrößerte sein Territorium gegenüber dem ersten Jahr seiner Besenderung. Im Sommer 2021 wurde im Süden und Westen des Territoriums Mulkwitz ein Zaun zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP-Zaun) gebaut. Die Senderdaten von MT8 zeigen, dass dieser Zaun die Nutzung seines Territoriums wieder veränderte.
MT8 (»Peter«) sendete seit März 2022 keine Daten mehr. Wenn die Batterien am Senderhalsband nach circa zwei Jahren Laufzeit zu schwach werden, wird das Halsband mittels Fernsteuerung (»Drop-Off«) abgelöst, so auch bei MT8. Das Territorium des Rudels Mulkwitz ist mit einer ungefähren Größe von 100 Quadratkilometern relativ klein. Im zweiten Jahr seiner Besenderung nutzte MT8 ein Gebiet von 109 km² MCP100* ohne Exkursionen und ein Gebiet von 103 km² MCP95* inkl. Exkursionen.
Im Monitoringjahr 2022/2023 war MT8 noch der Rüde des Rudels Mulkwitz. In der folgenden Ranzzeit wurde die Fähe von einem neuen Rüden begleitet. MT8 ist bislang nicht wieder aufgetaucht.
Am 03. März 2021 wurde FT13 (»Cora«) auf dem Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz im Territorium Daubitz II gefangen. Es handelte sich um eine Welpenfähe des Rudels Daubitz II, die 2020 geboren wurde. Zum Zeitpunkt ihrer Besenderung wog sie 28 Kilogramm, hatte leichte Räudesymptome an den Hinterläufen und Bauch, machte aber einen insgesamt gesunden Eindruck.
FT13 nutzte während der Dauer ihrer Besenderung den gesamten (eingezäunten) Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz. Das Gebiet umfasste ein MCP100 von 80 km2 bzw. ein MCP95 von 77 km2.
Nach nur einem Monat, am 4. April 2021, sendete der Sender von FT13 (»Cora«) eine Mortalitätsmeldung. Eine Mortalitätsmeldung wird verschickt, wenn sich der Sender über eine längere Zeit nicht bewegt. Bei der sofortigen Vor-Ort-Kontrolle wurde das Senderhalsband von FT13 gefunden. Das Halsband war stark zerbissen. Wahrscheinlich wurde ihr das Halsband bei Rangeleien mit anderen Rudelmitgliedern über die Ohren gezogen. Beim Anlegen des Halsbandes wird darauf geachtet, dass der Wolf es sich nicht selbst abstreifen kann. Zu eng darf das Halsband jedoch auch nicht anliegen, um das Tier nicht zu behindern. So, wie ein Hund sich aus einem Halsband winden kann, wenn er mit aller Kraft rückwärts gegen die Leine zieht, so kann sich auch ein Wolf befreien, wenn das Senderhalsband festgehalten wird. Bei der letzten Lokation um 21 Uhr am 03. April 2021 war auch FT14 (»Rona«) anwesend. Keine halbe Stunde später hat FT13 ihr Halsband verloren. Dies war das einzige Mal seit der Besenderung von FT14, dass beide Wölfe zeitgleich am selben Ort lokalisiert wurden.
Über das herkömmliche Monitoring wurde festgestellt, dass FT13 noch bis März 2022 im Elternterritorium unterwegs war. Seitdem ist sie verschollen.
MT7 (»Hans«) ist ein erwachsener Sohn des Rudels Dauban. Er hatte am 30. Dezember 2019 für Aufsehen gesorgt, als er sich in Görlitz in einen Hinterhof verirrte und durch ein Kellerfenster eines der dortigen Häuser gesprungen war. Nachdem der Wolf von einem Tierarzt betäubt und untersucht worden war, und feststand, dass er kaum verletzt war, wurde beschlossen, ihn wieder in die Freiheit zu entlassen. Vorher wurde er noch mit einem Halsbandsender ausgestattet, um seine Aktivität überwachen zu können.
Kurz nach seiner Freilassung in einem ruhigen Waldstück begab sich MT7 mitten in das Kerngebiet des Rudels Dauban und verbrachte dort die nächsten acht Tage. Erst die genetischen Untersuchungen zeigten später, dass MT7 ein fast drei Jahre alter Sohn dieses Rudels ist. Er wurde 2017 geboren.
Seither hielt er sich überwiegend im Daubaner Wald auf, bis auf einige Ausflüge nach Polen oder auch nach Westen. Anfang März 2020 wurde MT7 auf einem seiner Ausflügen von einem Auto erfasst. Dies ergaben genetische Analysen. Von seinen Verletzungen hat er sich, nachdem er sich zunächst kleinräumig in einem Teichgebiet aufhielt, wieder erholt.
Im April 2020 unternahm MT7 vom Territorium Dauban aus Ausflüge nach Westen und Osten, bis er von Anfang Mai an Signale aus der Königsbrücker Heide sendete. Dort verstummte der Sender nach dem 5. Mai 2020. Fünfzehn Tage später wurde der Sender mittels VHF-Ortung ausfindig gemacht. Offenbar hatten sich die Schrauben am Senderhalsband vorzeitig gelöst. Einige Zeit später konnte MT7 (»Hans«) auf einem Foto einer automatischen Wildkamera identifiziert werden. Das Bild entstand fünf Tage nachdem er sein Senderhalsband verloren hat.
Erst im Mai 2022 konnte MT7 erneut genetisch erfasst werden im nördlichen Teil der Laußnitzer Heide. Im November 2022 wurde er genetisch im Territorium Linz nachgewiesen. Ob sich der Wolf weiterhin in diesem Raum aufhält oder welche Rolle er in den Territorien spielte ist bislang unklar. Vermutlich war er als sogenannter »Floater«* zwischen den Territorien unterwegs.
FT12 (»Juli«) wurde am 28.Juli 2019 am Rande des Territoriums Neustadt gefangen und besendert. Sie war eine jüngere Schwester von FT11 und wurde 2018 geboren. Anfangs überlappten sich die Streifgebiete der beiden Schwestern im Elternterritorium. Im Herbst 2019 verlagerte FT12 ihren räumlichen Schwerpunkt und begann Exkursionen in unterschiedliche Himmelsrichtungen zu unternehmen. Zunächst erkundete sie die Gegend südlich und südöstlich des Territoriums Neustadt. Anschließend wandte sie sich nach Norden und hielt sich längere Zeit in den Territorien Welzow und Teichland (jeweils Brandenburg) auf. Sie kehrte jedoch zwischendurch stets in ihr elterliches Territorium zurück.
Ende Januar 2020 unternahm sie ihre erste längere Exkursion, die sie bis an die Stadtgrenze von Berlin brachte. Der A15 nach Norden folgend querte sie auf Höhe des Schönefelder Kreuzes erst die A10 und später die Stadtautobahn A117, um dann in einer aus Wolfssicht Sackgasse am Rande der Großstadt zu landen. Vier Tage und Nächte harrte die Wölfin in einem Waldstück am südöstlichen Rand von Berlin aus, bevor sie dieses wieder zügig nach Süden verließ. Innerhalb weniger Tage kehrte sie nach Süd-Brandenburg zurück.
Mitte Februar 2020 unternahm FT12 noch einen letzten kurzen Abstecher in ihr Geburtsterritorium bevor sie sich erneut auf Wanderung nach Norden begab. Ihr Weg führte sie zunächst nach Polen auf Höhe von Guben (Brandenburg) und schließlich bis an die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Mal machte sie auf ihrer Wanderung einen weiten Bogen um Berlin. Anfang März 2020 endete ihre Reise zunächst am Saaler Bodden zwischen Rostock und Stralsund. Anschließend lief sie wieder ein Stück zurück nach Süden.
Innerhalb von vier Wochen (vom 16. Februar bis zum 16. März) hatte die junge Wölfin, die in den ersten Monaten ihrer Besenderung sehr kleinräumig unterwegs war, mehr als 784 km zurückgelegt und dabei mindestens fünfmal Autobahnen überquert (A15, A12, A11).
Seit April 2020 hielt sich FT12 im Bereich des Landgrabentals zwischen Friedland und Anklam auf. Von dort aus unternahm sie kürzere Ausflüge in die Ueckermünder Heide bei Torgelow, kehrte jedoch wieder zurück in das Gebiet. Ab Mitte Oktober 2020 galt FT12 (»Juli«) entsprechend der Monitoringstandards als territorial. Im Sommer 2020 hatte sich auch ein junger Rüde aus dem Rudel Teichland (Brandenburg) zu ihr gesellt, sodass sie als Paar Landgrabental ein eigenes Territorium etabliert hatten.
Am 18. November 2020 verstummte der Sender von »Juli« nach 479 Tagen aufgrund der schwachen Batterie. Ohne die anfänglichen Ausflüge in die Brohmer Berge und den Torgelower Wald hatte das von ihr genutzte Territorium Landgrabental (LGT) eine Größe von 333 km² MCP100* bzw. 203km² MCP95* (15.04. – 18.11.2020).
Am 11.05.2021 wurde FT12 (»Juli«) tot und hochträchtig aufgefunden. Die Obduktion am Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin ergab, dass sie aufgrund Geburtskomplikationen zu Tode gekommen war. Einer der elf Föten lag im Geburtskanal quer.
Die Wölfin FT11 (»Lotta«) wurde am 20. Juli 2019 am Rande des Territoriums Neustadt besendert. Als erwachsene Tochter des Rudels Neustadt (2017 geboren) zog sie 2019 in ihrem Elternterritorium als 2. Fähe neben ihrer Mutter selber Welpen auf. Der Vater ihrer Welpen war ein Rüde unbekannter Herkunft. Die Fähe zeigte seit ihrer Besenderung die Raumnutzung eines territorialen Wolfes. Im Februar 2020 änderte FT11 ihre Raumnutzung und nutzte nun ausschließlich den nördlichen, überwiegend auf Brandenburger Seite liegenden Teil des Territoriums Neustadt.
Nach dem 26. Februar 2020 verstummte der Sender von FT11 (»Lotta«). Wenn der Sender keine Daten mehr mittels GSM-Netz übermittelt kann versucht werden mittels einer Richtantenne im Gelände Funksignale zu empfangen. Die Halsbandsender sind nämlich immer zusätzlich mit einem VHF-Sender* ausgestattet. Dieser gibt ein gleichmäßiges Funksignal ab, welches mittels eines Empfängers und einer Richtantenne lokalisiert werden kann.
Zunächst blieben Suchen mittels Richtantenne erfolglos, sodass unklar war, ob die Wölfin noch lebte oder gestorben war. Am 24. März 2020 wurde dann ein VHF-Signal mittels Richtantenne empfangen und der Kadaver von FT11 gefunden. Sie war laut Obduktion maximal eine Woche zuvor in Folge massiver Bissverletzungen, die von Revierstreitigkeiten stammen, gestorben. Der Fundort lag im Grenzbereich zwischen den Territorien Neustadt/Spremberg und Mulkwitz.
In den sieben Monaten, in denen ihr Sender Daten übermittelte, nutzte die Wölfin ein Territorium von 205 km² (MCP100*) bzw. 117 km² (MCP95*). In der Abbildung lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie FT11 (»Lotta«) den Raum zwischen den angrenzenden Rudelterritorien nutzte. Die Lage der Rudelterritorien ist schematisch dargestellt. Das Territorium Neustadt lag im Grenzbereich zwischen Sachsen und Brandenburg. Im Norden grenzten zwei Brandenburger Territorien an: Welzow (WE) und Hornow (HO). Auf sächsischer Seite grenzten folgende Wolfsterritorien an das Neustädter Gebiet an: Knappenrode/Seenland (KN_SL), Knappenrode II (KN II), Milkel (MI) und Mulkwitz (MUL).
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) berichtet regelmäßig in Medieninformationen über die Aktivitäten der aktuell besenderten Wölfen. Hier finden Sie bereits veröffentlichte Medieninformationen:
- Medieninformation vom 12.04.2022 »Neue Wölfe am Sender«
- Medieninformation vom 06.05.2021 »Weitere Wölfe in Sachsen am Sender«
- Medieninformation vom 21.07.2020 »Neues von den besenderten Wölfen in Sachsen«
- Medieninformation vom 21.04.2020 »Lotta sendet keine Daten mehr«
- Medieninformation vom 05.11.2019 »Lotta und Juli für das Wolfsmonitoring unterwegs«
*Begriffserklärung:
- MCP100 = die durch die Verbindung der äußeren Lokationen entstandene Fläche (Minimum Convex Polygon-Methode)
- MCP95 = im Unterschied zum MCP100 werden zuvor die 5 % der Lokationen entfernt, die am stärksten von den anderen abweichen.
- Floater = erwachsene Wölfe, die sich zwischen den Territorien bewegen, jedoch kein eigenes Territorium besitzen
- FT/MT = jeder Wolf der mit einem Halsbandsender ausgestattet wurde bekommt eine fortlaufende Nummer, die bei den Weibchen mit FT (f = female = weiblich, t = telemetry = Telemetrie) und bei den Männchen mit MT (m = male = männlich, t = telemetry = Telemetrie) beginnt.
- VHF-Sender = der VHF-Sender (VHF = very high frequency = sehr hohe Frequenz) gibt ein gleichmäßiges Funksignal ab, welches mittels eines Empfängers und einer Richtantenne lokalisiert werden kann. Dafür kann man am Boden oder aus der Luft (Flugzeug) mit der Richtantenne in einem Gebiet, in dem man den VHF-Sender vermutet, nach einem Funksignal suchen.
Weitere Informationen zu Methodik und Hintergrund der Telemetrie finden Sie hier: