Wolf und Mensch
Die Begegnungen zwischen Wolf und Mensch werden künftig häufiger werden, da die Wolfspopulation im dicht besiedelten Deutschland wächst. Doch zur Besorgnis besteht kein Anlass: Der Mensch gehört nicht zum Beutespektrum des Wolfes.
Wölfe suchen sich Beutetiere, die sie mit geringem Kraftaufwand bejagen können. Dazu zählen überwiegend junge, kranke und schwache Wildtiere oder ungeschützte Nutztiere. Auch wenn Wölfe in wildarmen Gebieten leben und unter Nahrungsmangel leiden, geht von ihnen keine Gefahr für den Menschen aus. Der Wolf wird im Welpenalter durch die Elterntiere, die das Futter für die Jungen herantragen, auf sein Beuteschema geprägt.
Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber und meiden eine Begegnung. Die ausgeprägte Vorsicht gegenüber potenziellen Feinden und Gefahren ist eine bewährte Überlebensstrategie des Wolfes. Meistens weichen Wölfe aus, noch ehe wir sie bemerken. Junge Wölfe sind manchmal noch etwas weniger scheu als ältere Tiere.
Nach wissenschaftlichen Untersuchungen sind Übergriffe von Wölfen auf Menschen grundsätzlich sehr selten und treten nicht spontan auf. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts bis 2002 sind in Europa acht Vorfälle, bei denen Menschen von einem freilebenden Wolf getötet wurden, bekannt. In fünf dieser Fälle hatten die Tiere Tollwut. Deutschland gilt jedoch seit 2008 als tollwutfrei. Im Zeitraum von 2002 bis 2020 sind aus Europa und Nordamerika insgesamt 14 Fälle von Angriffen auf Menschen bekannt geworden, wovon zwei tödlich endeten (beide in Nordamerika). Unter Berücksichtigung der Zahl der Wölfe und der räumlichen Nähe zu menschlichen Siedlungen, ist das Risiko eines Wolfsübergriffs verschwindend gering, aber nicht bei null. Näheres dazu finden Sie in der unten verlinkten Studie einer norwegischen Forschergruppe.
Weitere Ursachen für mögliche Übergriffe sind Provokationen und Futterkonditionierung. Daher dürfen Wölfe nie gefüttert werden. Tierische Speisereste sollten in Wolfsgebieten nicht draußen (auf dem Kompost- oder Misthaufen) entsorgt werden.
Wenn es beim Spaziergang oder auf der Jagd zu einer Begegnung zwischen Wolf und Mensch kommt, ist es wichtig, den Wolf nicht in die Enge zu treiben. Sollte der Wolf sich nicht zurückziehen, können Sie folgendes tun:
- Ruhig verhalten und Abstand wahren
- Sich bemerkbar machen und langsam zurückgehen
- Wenn der Wolf wider Erwarten folgt, stehenbleiben und einschüchtern («Großmachen» oder Anschreien)
- Auf das Tier zugehen und ggf. einen Stein nach ihm werfen
Wölfe sollten niemals gefüttert werden. Sie können sich daran gewöhnen und aktive Nähe zum Menschen suchen. Bleibt das Futter aus, kann es dazu führen, dass die betroffenen Wölfe dreistes Verhalten entwickeln.
Generell sollten Hunde im Wolfsgebiet angeleint bzw. nahe bei ihrem Besitzer geführt werden. Es kann durchaus vorkommen, dass Wölfe sich für diese Artgenossen interessieren, die aus Wolfssicht »dreist« in ihrem Territorium markieren. Die Nähe seines Besitzers ist der beste Schutz für den Hund. Kommt es zu einem Zusammentreffen von Wolf und Hund, sollte man seinen Hund zu sich rufen, anleinen und sich ruhig zurückziehen. Falls der Wolf weiter Interesse an dem Hund zeigt, sollte man sich durch Rufen deutlich bemerkbar machen und den Wolf ggf. durch das Werfen von Gegenständen vertreiben. Eine Gefahr für den Hundeführer selbst besteht in diesen Situationen nicht. Die Wölfe interessieren sich für ihre domestizierten Verwandten, nicht für die Menschen.
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